Hospizbewegung in Japan
Analyse der Hospizbewegung in Japan

OAG - Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens

Seit einigen Jahren befaßt sich der Referent, sonst eher bekannt als Experte für gesellschaftliche Randgruppen in Japan, mit der Marginalisierung und Ausgrenzung des Todes und der Sterbenden in einer rasant überalternden Gesellschaft.
Die Hospizbewegung kann verstanden werden als Bürger-bewegung, die für eine Entmedikalisierung und Enttabuisierung des Todes eintritt und als Projekt für eine radikal humanorientierte, holistische Betreuung Sterbender (Palliativpflege). Dr. Wolfgang Herbert wird einen kurzen historischen Abriß der Hospizbewegung geben und die Hospiz-Situation in Japan in die internationale Entwicklung einordnen.
Von der Begründerin der modernen Hospizbewegung, Cicely Saunders, wurde von Anbeginn die spirituelle Dimension einer umfassenden Sterbebegleitung nachdrücklich betont. Die Pioniere der japanischen Hospizbewegung (Alfons Deeken, Kashiwagi Tetsuo, Hinohara Shigeaki u.a.) sind alle Christen. Seit den achtziger Jahren gab es eine, wohl als buddhistische Reaktion interpretierbare, verstärkte Zuwendung zum Thema Sterbebeistand seitens buddhistischer Kreise in Japan. Damit geschieht gleichzeitig eine Art Enkulturation: neben universalen Momenten einer spirituellen Sterbebegleitung spielen dabei kultur-, religions- und gesellschaftsspezifische Momente eine Rolle. Außerdem wurde eine Reflexion in Bezug auf die "einheimische" Tradition sterbebegleitender Maßnahmen, die im Rahmen der Säkularisierung und Einführung "westlicher" Medizin ins Vergessen geraten sind, in Gang gesetzt. Der Vortragende möchte anhand von konkreten Beispielen einige buddhistische Initiativen und Methoden der spirituellen Betreuung für Sterbende vorstellen. Dabei wird er auf die historisch überkommenen buddhistischen ars moriendi (rinju gyogi) ebenso eingehen wie auf deren moderne Adaptionen. Diese können durchaus auch über den buddhistischen Kontext hinaus von allgemeiner (Lebens-)Hilfe sein.